‚Staatenlos‘ ist eine Rubrik, in der ich Artikel von meiner Reise durch Europa verfasse, über die Abenteuer, die auf mich warten und mit Fotos und Videos untermalt werden. Diese Artikel erscheinen nicht immer auf der Hauptseite! Also immer wieder mal auf der linken Seite auf diese Kategorie klicken und nachschauen, ob ein neuer Artikel, ein Foto oder Video veröffentlicht wurde…
Paleochora auf Kreta besitzt, ebenso wie Chania, mehrere Namen, als hätte man sich nicht wirklich einigen können. Darunter findet man Bezeichnungen wie Paleochora, Paliochora, Paliohora, Palaiochora, Palaiohora, Paleoxora, Palaioxora und trägt nebenher noch die liebevolle Bezeichnung „Die Braut der Libyschen See„, weil diese kleine Stadt der südlichste Punkt Kretas ist und tüchtig flirtend nach Libyen hinüberschaut…
In Paleochora sind die Menschen sehr genügsam. Betritt man eine Wohnung, findet man neben einem alten Fernseher und ausgedienten DVD-Player eigentlich nichts, wofür Diebe sich interessieren könnten. Auch Autodiebstahl würde sich überhaupt nicht lohnen, denn auf Kreta ist ein gestohlenes Auto schnell wieder aufzufinden und den Weg zum Festland über den Fährenweg schafft es sicherlich nicht.
Mit ein wenig Glück konnte ich mich dort sogar in ein Strandhaus einmieten. Wie vielleicht gerade vermutet, liegt dieses Haus sehr nahe am Strand, maximal 30 m entfernt. Zudem mit einer Anlegestelle für gelegentliche Yachten, die dann Leute einsammeln, welche in der Nähe wohnen.
In solchen Dingen schien sie mir ein kleines Allroundtalent zu sein, denn sie verlegte den Boden und strich die Wände, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Mit brennender Zigarette im Mund, in der einen Hand einen langen Holzstab mit Farbrolle und in der anderen einen Eimer, grinste sie mich an und meinte auf Englisch, dass ich dann ja bald einziehen könne. Sie freute sich, außerhalb der Saison überhaupt einen Mieter zu erhalten und machte mir einen guten Monatspreis. Nun konnte ich wirklich nicht mehr ablehnen.
Mein Plan war es, zumindest bis Februar zu bleiben und Weihnachten und Neujahr hier zu verbringen.Kaum waren meine Taschen ins Haus getragen, stellte sich auch schon die erste Katze vor. Sie war grau mit schwarzen Streifen und ziemlich dünn. Eine der vielen umherstreunenden Katzen Kretas, wenn man so möchte, die immer durch die Gegend schleichen auf der Suche nach neuem Futter. Glücklicherweise hatte sie nicht den kretanische Katzenschnupfen, der im Norden sehr verbreitet ist. Trifft man eine Katze aus dem Norden, dann sollte man zusehen, dass man in Deckung geht, wenn diese niesen.
Sie waren erstaunlich in Schuss, mit weichem Fell und gesundem Erscheinungsbild. Stadtkatzen hingegen sehen da wesentlich schlimmer aus, aber in der kleinen Stadt Paleochora kann man davon ausgehen, vielen hübschen und äußerst sympathischen Katzen zu begegnen.
Jede der Straßenkatzen wirft sich mächtig ins Zeug, denn sie wissen seit vielen Jahrzehnten, dass die Touristen auch gern mal eine von ihnen einpacken und mit nach Hause nehmen, sobald der Urlaub vorüber ist. Daher kann man davon ausgehen, dass sie äußert verschmust und entgegenkommend sind. Nur das mit der Namensverteilung klappte nicht ganz so! Keine von ihnen wollte auf ihren Namen hören, unabhängig davon, wie oft man diesen auch rief.
Kreta-Katzen wollen keine Namen, das ist schon einmal klar! Ich fragte mich sodann, ob dies eine allgemein griechische Katzeneinstellung ist, die sie vertreten oder ob es nur an meiner allzu willkürlichen Namensvergabe lag? Während die erste Katze den Namen „Stripes“ (engl.: Streifen) und gelegentlich auch mal „Strapsi“ trug, hieß die kleine Süße mit den weiß-rostfarbenen Streifen „Rusty“ und eine schwarzweiße hingegen „Geisterkatze“ (weil sie gern stundenlang wie ein Geist am Fenster steht und ins Wohnzimmer guckt).
Bei solch befremdlichen und nicht immer vom positiven Karma gesegneten Namen, könnte es verständlicherweise auch so sein, dass sie auf so blöde Namen nicht hören wollten. Jedenfalls kann sich jeder nun selbst aussuchen, woran es liegen mag, dass kretanische Katzen einfach nicht hören wollen, besser noch, nicht einmal einen anschauen, wenn man sie ruft. Man wird schlichtweg ignoriert, doch wehe man geht an die Küchenzeile, dann springen sie auf und schauen höchst interessiert zu, was dort gemacht wird und ob etwas Leckeres abgestaubt werden kann. Sehr interessant ist das Verhalten der Geisterkatze, denn sie bettelt nicht, sie kommt auch nicht zur Küchenzeile, wenn man sich mal einen Tee oder Kaffee macht, um vielleicht etwas abzustauben. Darüber hinaus lässt sie jeder anderen Katze den Vortritt, wenn es darum geht, sich auf das Futter zu stürzen und sie schlägt auch niemals zu. Sie beobachtet nur, manchmal Stunden, was man macht. Daher sind dies weitere Gründe für ihren Namen… nun gut, auch, wenn diese ebenfalls kein Stück darauf hört.
Nördlich von Paleochora gibt es im Weiteren einen traumhaften Abenteuerstrand mit Felsen, Unterwasserhöhlen, von denen sogar eine zeitweise begehbar ist und für entsprechend Gesinnte, auch einen FKK-Bereich – selbst wenn es auf Kreta eh niemanden stört, wenn man knapp bekleidet irgendwo herumläuft. Ich sah schon den einen oder anderen nackt Gitarre spielen.
Selbst wenn es nur ein Touristenrestaurant ist und man eigentlich nur Tavernen mit „Home made Food“ aufsuchen sollte, gefiel mir das „Crocodile“ sehr gut, das sich nach einer riesigen Felsformation benannte, die man von dort aus erblicken kann. Wenn man hinschaut, sieht diese Formation tatsächlich wie ein schlafendes Krokodil aus oder gar wie ein Drache, der nur darauf wartet, aus seiner Versteinerung befreit zu werden. Vielleicht, so träumt man manchmal, hat ihn irgendein Zauber versteinert und er schlief für Jahrtausende ein. Eventuell im Kampf gegen eine Übermacht Außerirdischer, die gekommen waren, um den Planeten zu plündern, die gigantische Bäume fällten und Rohstoffe von den Bergen abtrugen. Man weiß es nicht, aber eventuell versuchte der Drache, dies zu verhindern und wurde kurzerhand betäubt und zu Stein verwandelt… So kann man dort sitzen und neben dem gelungenen und sehr schmackhaften Essen herumträumen, dass irgendwann einmal der Drache seine Augen öffnen wird und zum Erstaunen aller, wie in „Game of Thrones“, seine Bahnen am Himmel zieht.