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Staatenlos: San Marino und Rimini (Teil 3)

Reisefieber und staatenlos

‚Staatenlos‘ ist eine neue Rubrik, in der ich Artikel von meiner Reise durch Europa verfasse, über die Abenteuer, die auf mich warten und mit Fotos und Videos untermalt werden. Diese Artikel erscheinen nicht immer auf der Hauptseite! Also immer wieder mal auf der linken Seite auf diese Kategorie klicken und nachschauen, ob ein neuer Artikel oder Foto oder Video veröffentlicht wurde…

Vor vielen vielen Jahren und im jugendlichen Leichtsinn war ich mit Freunden in einem Wohnmobil zum Gardasee und zum Lago de Majore unterwegs. Wir waren erstaunt über die bezaubernde und faszinierende Landschaft in dieser Region, aber auch unglaublich angetan von einer kleinen Stadt nahe dem Campingplatz del Garda. Die wunderschönsten Menschen flanierten unentwegt die anliegende Einkaufsstraße unter romantischer Gitarrenmusik vonseiten unterschiedlicher Cafés entlang…

Wir waren zu dieser Zeit ganz begeistert von dieser ureigenen Atmosphäre voller Anmut und Schönheit, dass unser Fahrer und Sponsor namens Mike mit einem Glitzern in seinen Augen erklärte, der damals von Beruf professioneller Einbrecher war, welcher niemals Spuren hinterließ und von dessen Tätigkeit wir damals nichts wussten, dass eine Steigerung dieser verträumten Atmosphäre nur noch in der Stadt Rimini anzutreffen sei…

So setzten sich damals seine Worte in unseren Köpfen fest, auch wenn wir nicht mehr die Zeit hatten, nach Rimini zu fahren und bald wieder zurück nach Deutschland mussten. Aus diesem Grund dachte ich mir, dass ich in Anlehnung an dieser vergangenen Geschichte doch nun die Möglichkeit besäße, kurz in Rimini vorbeizufahren und zu sehen, ob er damals wirklich Recht hatte und einfach auch diesen Kreislauf zu schließen, da er damals irgendwie nicht geschlossen wurde.

Als ich dann in der wahnsinnigen Hitze in Rimini ankam und gleich einen attraktiven Parkplatz erwischen konnte, ging ich zum Strand und setzte mich für ein eiskaltes Wasser direkt in eine Bar. Dort saß ich einfach eine Weile und ließ die Atmosphäre auf mich wirken. Auch ging ich mal zum Strand und lief barfuß am Wasser entlang. Nach einer Stunde hatte ich bereits alles auf mich wirken lassen und mir war klar, hier hatte ich einen Kreis geschlossen, aber auch mit der Einsicht, dass der damalige Zauber am südlichen Gardasee mit Rimini sicherlich nicht zu übertreffen war.

Nun fuhr ich nach San Marino zu meinem bereits gebuchten Hotel. Draußen saßen einige Leute auf gemütlichen Korbsesseln und unter schattenspendenen Sonnenschirmen, rauchten, tranken und quatschten miteinander. An der Rezeption wurde mir der Zimmerschlüssel in die Hand gedrückt und ich tapste in den ersten Stock. Als ich vor der Zimmertür stand, musste ich grinsen: Ich hatte Zimmernummer 101 erhalten.

Schon amüsant, wenn man bedenkt, dass mir in einem ein Hotel, mit sicherlich mehr als hundert und mehr Zimmern, gerade dieses Zimmer zugeteilt wurde. Denn dieses Zimmer spielte eine mysteriöse Rolle in dem literarischen Kultroman „1984“ von George Orwell und tauchte ebenso in „Die Matrix“ auf. Darin wurde man in Orwells Buch mit seiner Urangst konfrontiert, nur um über diesen Weg eine Gehirnwäsche zu erhalten bzw. schaffte man es, dieser Gehirnwäsche standzuhalten, geschah die große Transformation, und wenn nicht, dann vergaß man alles und lebte integriert im diktatorischen System.

Na, welch ein Auftakt, dachte ich mir. Doch hinter der Zimmertür fand ich nur ein auf Blues und Jazz thematisch eingerichtetes Zimmer. Es war sehr hübsch eingerichtet, groß und gemütlich.

Bevor ich mich jedoch zur Ruhe begeben wollte, nahm ich mir noch vor, die Umgebung zu erkunden. Es war bereits dunkel geworden und die Lichter der Vorstadt San Marinos lockten auf die Straßen. Doch nicht nur mich, sondern auf meinem Spaziergang traf ich gelegentlich auf attraktiv bis aufreizend gekleidete Frauen, die am Straßenrand standen und sich immer mal wieder mit Männern unterhielten, die kurz mit ihren anfahrenden Autos anhielten. In Miniröcken und mit ausgestrecktem Po lehnten sie sich ins Autofenster und unterhielten sich mit ihnen. Offenbar befand sich mein Hotel keine 100 m von einem noblen Straßenstrich entfernt, denn die Frauen und auch die Umgebung waren hübsch anzusehen.

Nach meinem Spaziergang ging ich zurück ins Hotel. In der Nacht wartete ich noch auf einen Nachhall zu der Sache mit Zimmer 101, aber es geschah nichts. Vielleicht sollte es nur ein Hinweis sein, dachte ich mir… Wer weiß das schon?

Die Nacht verlief sehr ruhig, nahezu traumlos. Ich war viel zu müde gewesen, um mich noch auf irgendwas zu konzentrieren. Am nächsten Tag schaute ich die Fotos noch einmal kurz durch und entdeckte auf dem Foto mit dem Strandsessel, das ich ein wenig im Comicstil nachbearbeitet hatte (s.o.), eine Schrift am unteren Ende. Ich könnte schwören, dass sich diese Schrift ursprünglich an diesem Tisch noch nicht befunden hatte. Es stand etwas in Italienisch dort, das mit dem Wort „Attenzione“ begann. Leider konnte ich den Rest nicht entziffern. Hatte ich die Schrift etwa übersehen oder war sie irgendwie nur schwer lesbar gewesen und das Foto hatte sie besser hervorgehoben oder war sie irgendwie nachträglich auf das Foto gelangt?

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