Das Thomas Evangelium Deutsch
ins Deutsche übersetzt von Jonathan Dilas, 2005, Version 6
Dieses wohl interessanteste Evangelium, das der Vatikan jemals zusätzlich für eine Neuauflage der Bibel hätte aufnehmen können, wurde jedoch von selbem abgelehnt. Es konnte jedoch zweifelsfrei bewiesen werden, dass die gefundenen Schriftrollen, also Papyrusrollen, entdeckt bei Naq Hammâdi in Oberägypten, authentisch sind und das vorliegende Evangelium nach dem Jünger Thomas verfasst wurde.
Das Problem, das sich nun hier für den Vatikan ergibt, ist: Wenn dieser sich bereit erkläre, das Evangelium mit in die Bibel aufzunehmen, der Vatikan zugeben müsse, dass sämtliche Kirchen nicht dem entsprechen, was Jesus predigte, denn Sinn und Existenz dieser heiligen Stätten werden im Thomas Evangelium nämlich eindeutig als unnütz dargelegt.
Außerdem tritt hier plötzlich ein Jesus in Erscheinung, der mit dem heiligen Christus nicht so viel zu tun hat, eine ganz andere Persönlichkeit, die bereit war, das Schwert zu ergreifen, und seine Grundsätze auch einmal mit etwas Druck durchzusetzen.
Vatikan will das nicht
In diesem Sinne weigert sich der Vatikan verständlicherweise dieses neue Evangelium in die Bibel aufzunehmen oder überhaupt als authentisch zu bezeichnen, da es die Struktur der Kirche unvorhersehbar verändern könnte. Als Grund dafür behauptet dieser, dass es kein einziges Mal das Originalwort Jesu in der Überlieferung auftauche (da er ausschließlich aramäisch gesprochen habe) und somit könne man die Authentizität nicht mit Sicherheit für gewährleistet halten.
Wie mit dieser Einstellung jedoch sämtliche Bibelpassagen mit Jesus, das neue Testament und weitere Teile der Bibel entstehen konnten, wird einfach nicht bedacht und macht diese Rechtfertigung eindeutig egozentrisch. Das Befremdliche daran ist, dass sich der Vatikan damit als Vertreter einer Institution und nicht als der Gottes outet. So können doch nun sämtliche gläubigen Christen kollektiv aufatmen und erkennen, dass Kirche und christliche Religion einfach nichts miteinander zu tun haben!
Die Kirche eine Institution?
Die Kirche enttarnt sich hier als Institution ihrer selbst, dessen Existenz mit einem Fußballer zu vergleichen ist, der die ganze Zeit am fremden Tor stand und das Spiel für sich entscheiden konnte, weil irgendwann einmal der Ball vorbeikam und ins Tor geschossen werden konnte. Wer sich mit der Geschichte der Kirche auskennt, weiß, dass diese mitunter viele archäologische Funde, sogar ägyptische, dermaßen manipuliert hat, nur um die Gesetze der Bibel durchzusetzen, die mittlerweile nur noch ein Konglomerat aus veränderten und zensierten Teilschriften darstellt (s. meinen Artikel über Horus und Seth).
Natürlich bekommt dann diese Institution Schwierigkeiten, wenn plötzlich eine Schrift auftaucht, die völlig unbehandelt ein Zeugnis der damaligen Zeit repräsentiert. Die Veränderungen an der Bibel und die Verzerrungen der Lehre an sich, könnten ans Tageslicht gelangen. Es gibt daher nur eine Möglichkeit der Verteidigung: Das Thomas Evangelium ist entweder eine Fälschung oder besitzt keinen unterstützenden Wert für die Geschäfte des Vatikan, sodass es nicht mit in die Bibel aufgenommen werden darf.
Wenn man einmal bedenkt, dass die Bibel das meist verkaufte Buch der Welt ist, verspräche eine Neuauflage große Verdienste, aber dem wird nicht zugestimmt und dies soll schon Hinweis darauf sein, wie brisant die ganze Thematik ist.
Das „Thomas Evangelium“ beinhaltet 114 Verse und scheint überwiegend Regeln für das Leben im Allgemeinen zu beinhalten. Es wird eine Parallele gezogen, von einigen Deutern des Evangeliums, dass die Bergpredigt auf der einen Seite Regeln für das „äußere“ Leben berge, während das „Thomas Evangelium“ diese für das „innere“ Leben darstelle.
Der ungläubige Thomas
Der Ausspruch „Ungläubiger Thomas“ kommt schon aus dieser Zeit und reicht bis in unsere Gegenwart. Er war ein Galiläer mit dem Namen Didymos Thomas, wobei dieser seltsame Name vor Thomas aus dem Griechischen kommt und „Zwilling“ bedeutet, und einer der zwölf Jünger Jesus war.
So wie die Kreuzigung des echten Jesus aller Wahrscheinlichkeit nicht stattgefunden hat, da Schriftrollen existieren, die einige Jahre nach der Kreuzigung von einem Aufenthalt Jesu‘ in Indien berichten, ging Didymos Thomas im Jahre 52 nach Indien und wirkte dort als geistiger Lehrer und Baumeister. (Er betätigte sich dort auch als Missionar und versuchte die Lehre Christi, in Anlehnung an seinem hier aufgeführten Evangelium, zu verbreiten. Vielleicht ist dies eine der Erklärungen, wieso die Inder der westlichen Zivilisation, im Hinblick auf den religiösen Bereich, der Kirche um einiges voraus sind). Thomas soll nämlich angeblich im Jahre 72 auf Befehl des Königs Mesdeus in Mylapore bei Madras getötet worden sein, was ich nicht glaube, da einige seiner Reliquien im syrischen Edessa schon von je her verehrt werden.
Dies deutet auf einen weiteren Aufenthaltsort hin, der in den gängigen Hauptschriften überhaupt nicht erwähnt wird. Interessant finde ich an dieser Stelle auch die seltsame Verschleierung, die die Apostel in den Schriften umgibt, denn sie werden nicht sehr häufig erwähnt sowie die ständigen Widersprüche im Hinblick auf deren Aufenthaltsorte und Tode, die sie erlebt haben sollen. WENN es doch deren Ziel doch, den Tod zu besiegen, ist es in jedem Fall auffällig und bisher tatsächlich noch ungeklärt!
Den Tod besiegen
Was ist, wenn Jesus tatsächlich einen Weg gefunden hatte, den Tod zu besiegen? Was ist, wenn er es nicht war, der am Kreuz starb, sondern vielleicht nur ein Doppelgänger, der von Pontius Pilatus als Ersatz genommen wurde (es gab genügend Nachahmer Jesu‘ zu jener Zeit), um seine Herrschaft über das Volk nicht ins Schwanken geraten zu lassen, da Jesus sehr viele Anhänger besaß? Was ist, wenn seine Jünger, die offensichtlich nach seiner Lehre lebten, den Tod ebenfalls besiegen konnten? Wie reagiert eine Regierung, ein König oder das Volk auf solche Wunder?
Sein Jünger Didymos Thomas soll ebenfalls einige Wunder in Indien vollbracht haben, so wurde berichtet, also war er Jesus ebenbürtig, da er ebenfalls welche vollbracht hatte, wie man vielleicht weiß.
Mehr über die Schriftrollen von Naq Hammâdi
Die dreizehn Schriftrollen sind in Leder gebunden Papyrusbände, die über 1.200 Seiten enthalten und wurden gegen Ende 1945 gefunden. Entdeckt wurden die Schriften von einigen ägyptischen Bauern auf einem alten Friedhof in einem Gefäß.
Wie diese sich dort so lange halten konnten, ist noch ungeklärt. Auch gibt es Untersuchungen von Wissenschaftlern, die besagen, dass diese Rollen aus dem ersten, aber vielleicht auch aus dem vierten Jahrhundert stammten. Die Schriften beinhalten eine Struktur, die verschiedene Stufen gnostischen Denkens beinhalten, sogar Geheimlehren, die auf Zarathustra und König Salomon zurückführen.
Das Interessante an dem „Thomas Evangelium“ ist, dass es nicht das Leben Jesus beschreibt, so, wie es damals üblich war, in Form von erzählten Geschichten oder Legenden, sondern vielmehr beinhaltet es oft ganz simple Aussagen, die Jesus in verschiedenen Situationen geäußert hatte; Leitsätze, sozusagen Orientierungshilfen, für Suchende. Dies klingt sehr esoterisch und ich denke, so kann man dieses Evangelium auch betrachten, als einen esoterischen Ratgeber Jesu, wie man den Tod besiegt!
Der Widerspruch
Wenn alle Menschen ewig und unsterblich im Reiche Gottes leben können, wieso war es für Jesus so wichtig, den Tod zu besiegen?
Es wird von der Kirche behauptet, dass Gott durch den Tod Jesu‘, dem (tief religiösen) Menschen die Möglichkeit bietet, auch ins Himmelreich eingehen zu dürfen, ABER wenn das nicht stimmen sollte, dann haben die Vertreter der Kirche diesen Umstand manipuliert und somit bewirken wollen, dass das Volk ihren Glauben, an das, was geglaubt werden sollte, nicht verliert.
Was wäre, wenn die Garantie, dass jeder Mensch die Möglichkeit besitzt, ins Reich Gottes einkehren zu dürfen, von vornherein gegeben war (denn andernfalls hätte es keinen Sohn Gottes geben können), und sagte Jesus nicht auch, dass wir alle Söhne Gottes seien?!
Wie dem auch sei, Tatsache bleibt, dass Jesus und seine Jünger, jeder für sich und auch gemeinsam, nach einer Möglichkeit suchten, den Tod zu besiegen! Ein Mann, der den Tod besiegt hat, wird wohl kaum am Kreuz sterben.
Es mag sehr esoterisch klingen, was ich hier sage, aber wer das Thomas Evangelium gleich einmal durchlesen wird, oder auch nur anliest, dem werden eben solche Gedanken auffallen, denn schon der erste einleitende Satz Jesus lautet: „(1) Wer die Interpretation dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.“
Die 114 Leitsätze Jesu
Aus den folgenden 114 Leitsätzen Jesus, die zumeist mit dem Vor-Satz beginnen „Jesus spricht“, ergibt sich in der Tat eine ganz neue Lehre Jesu. Das kurze Vorwort spricht jedenfalls von den „geheimen“ Worten Jesus, die er dem Volk vermutlich nicht ohne Weiteres offenbaren wollte und nur seinen engsten Vertrauten bekannt waren.
Gemäß einigen Schriften soll Jesus unmittelbar nach seiner Auferstehung gesagt haben, dass Matthäus, Philippus und auch Thomas, seine Leitsätze und Geschichten niederschreiben und unter das Volk bringen sollten. Die meiste Arbeit fiel eigentlich für Thomas an, da seine Werke bereits im dritten Jahrhundert immer wieder erwähnt wurden und so viele Schriften umfassen. Genau dies macht ihn zu einer zentralen Person und einem Kronzeugen jener Zeit.
Zwillinge, Visionen, Unsterblichkeit und alternative Recherchen zum Thomas Evangelium
Anfangs erwähnte ich, dass auf der einen Seite Thomas seinen Tod in Mesdeus in Mylapore bei Madras gefunden haben soll, aber anderseits Reliquien von ihm im Syrischen Edessa verehrt werden.
Ist es verwunderlich, wenn ich nun sage, dass das Thomas Evangelium, nach neuesten Angaben, im zweiten Jahrhundert im östlichen Syrien entstanden ist, wobei die Leitsätze sogar bis ins erste Jahrhundert zurückdatiert werden können. In diesem Kontext ist es doch sicherlich nicht verwunderlich darüber nachzudenken, wie lange denn Thomas überhaupt gelebt hatte? Oder gab es eine Person, die seine Arbeiten fleißig weiter verfasste? Hatte Thomas, als engster Vertrauter Jesu‘, den Tod ebenfalls besiegt?
Fragen, die jeder für sich so beantworten kann, wie er gern möchte, denn Beweisführungen nach 2.000 Jahren, mit einer so geschickt verschleiernden Vorarbeit der Kirche, ist wahrlich nicht einfach… Recherchen führen immer wieder auf kirchlich bedingte Quellen zurück und somit bleibt einem nur noch die Möglichkeit, paranormale Wege zu nutzen, d.h. in Form von Visionen, Träumen oder starken Intuitionen. Zu einem gewissen Teil hilft uns auch die Logik, da wir primär das Thomas Evangelium als reines Zeugnis der damaligen Zeit vorliegen haben.
Pontius Pilatus und Jesus waren Freunde?
Wieso wurde Thomas auch „Thomas der Zwilling“ genannt? Nur aufgrund seines Namens? Was wäre, wenn die Bezeichnung Zwilling eine tragendere Rolle rundum den Aposteln auf ihrem Weg zur Unsterblichkeit spielt? Gäbe es dann vielleicht einen „Judas der Zwilling“ oder gar einen „Jesus der Zwilling“? Sprach ich nicht eingangs darüber, dass Pontius Pilatus es sich nicht leisten konnte, das Volk gegen sich aufzuwiegeln? Was wäre, wenn er einen Nachahmer, einen Doppelgänger benutzte, um diesen für Jesus am Kreuz sterben zu lassen? Immerhin war Pontius Pilatus sehr beeindruckt gewesen von Jesus und hatten viel Zeit miteinander verbracht.
Man bedenke, dass wir es, im Falle von Jesus, mit einem intelligenten, weisen, esoterischen und vor allem konsequenten sowie politisch engagierten Menschen zu tun hatten. Jesus spricht genau diesen Umstand in Leitsatz 11 an! Oder ist alles ganz anders gelagert, was den „Zwilling“ betrifft? Gibt es hierbei einen direkteren Zusammenhang zu Jesus ständigen Hinweisen, dass es darum geht, die „zwei“ zu „einem“ zu machen, den Zustand einer inneren Fülle und Ganzheit zu erreichen, um den Tod zu besiegen?
So möchte ich nun jeden interessierten Leser dazu einladen, sich einmal von einem sehr esoterischen Jesus verführen zu lassen, ungeschminkt und unverändert von den hundert Päpsten, die sich immer wieder über die Bibel hergemacht hatten, um sie neu übersetzen zu lassen, sie abänderten, ganze Evangelien strichen, ganze Passagen entfernten oder umschrieben, um ihr untertäniges Volk in ihrer folgsamen und für den „Himmel“ arbeitenden Position zu belassen. Die handelsübliche Bibel von heute ist fast 1.300 Mal (re-) übersetzt worden und gleicht mittlerweile dem Original wie ein Huhn einem Fahrrad.
Das Thomas Evangelium hingegen scheint nun der einzige und unberührte Zeuge dieser Zeit zu sein. Da ich des Hebräischen (Koptischen) nicht mächtig bin, habe ich mich für eine englische Übersetzung entschieden, die ich höchstpersönlich ins Deutsche übertragen habe.
Hierbei fiel mir im Vergleich mit anderen deutschen Übersetzungen auf, dass einige Schlüsselsätze, bzw. Schlüsselworte ganz anders übersetzt wurden!
Einem bibelfesten Menschen mag dieses nicht großartig auffallen oder einen Unterschied machen, doch einem gewandten Esoteriker fällt dies sehr schnell auf. Dabei denke ich u.a. an Sätze wie: „Aus diesem Grunde teile ich dir mit, wenn jemand Ganz ist, wird er mit Licht erfüllt werden, doch wenn jemand geteilt ist, wird er voller Dunkelheit sein“ (L61), daraus wurde sich in anderen deutschen Übersetzung streng an das Vorbild der Bibel gehalten und anstatt dessen geschrieben: „Aus diesem Grunde teile ich dir mit, wenn jemand erfüllt ist, wird er mit Licht erfüllt werden, doch wenn jemand unerfüllt ist, wird er voller Dunkelheit sein.“
Dies vermittelt ein ganz anderes Bild und verschleiert Jesus in seiner Rolle als esoterischer Lehrer.
Im Weiteren taucht eine Person darin auf, die sich Maria nennt, die Jesus höchst vertraulich nach dem Werdegang seiner Jünger befragt. Ursprünglich wird diese Person als Mariham übersetzt, doch im Original findet sich der Name Maria. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hier um Maria Magdalena und nicht um seine Mutter oder einen Mann!
Anhand seiner Aussagen im Thomas Evangelium hatte Jesus nicht mehr viel gemeinsam mit seinen Eltern und verleugnete diese sogar. Er sprach von einer wahren Mutter, der er entsprungen war und gibt äußerst hart zu verstehen, dass diejenigen, die das nicht erkennen wollen, nicht wirklich von ihren Eltern abstammten und es somit nicht wert seien, seine Jünger zu werden. Harte Worte für einen ansonsten so softig dargestellten Mann aus biblischen Zeiten.
Eine weitere Unstimmigkeit, die mir auffiel, ist, dass es ein Wort im Originaltext gibt, für das man kein englisches Wort finden konnte. Es soll ein Begriff sein, der irgendwie das Kosmos an sich, das Universum beschreiben soll, aber nicht auf eine so physische Art, wie wir es kennen, sondern eher psychisch. Bei der Übersetzung ins Englische haben sie dann einfach das Wort „All“ benutzt.
Die deutschen Übersetzer hingegen haben daraufhin das Wort „All“ einfach original aus dem Englischen übernommen und so belassen. Damit sind wir beim All an sich, nämlich dem Kosmos. Doch für mich ist es mehr als offensichtlich, dass das Originalwort „ganz“ die Ganzheit des Selbst betrifft. Ein Bewusstseinszustand, in dem man, wenn man es so benennen möchte, eins mit Gott ist, einen direkten Draht zu ihm hat und unsterblich ist. Somit wird auch Leitsatz 61 plötzlich viel klarer und verständlicher! Die Ganzheit als kompletter, höchster Zustand des persönlichen Selbst, das sich selbst erkannte Selbst (siehe Leitsatz 3 und 19).
Ebenfalls wurden die deftigeren Aussprüche Jesu’ einfach weggelassen oder sanft umformuliert. Ebenso finden sich im Thomas Evangelium eindeutige Hinweise darauf, dass einige Worte Jesu‘ völlig pathetisch umformuliert wurden, sodass sie ernster und verherrlichender klangen.
Da gibt es z.B. seinen bekannten Spruch: „Wer Ohren hat, der höre…“, der in manchen Situationen recht ernst klang, doch im Thomas Evangelium besitzt die direkte Übersetzung direkten Humor. Offensichtlich ist, dass die Kirche weder einen humorvollen noch einen kriegerischen Jesus wollte und schrieb viele seiner Zitate einfach um. Ein humorvoller und nicht-pazifistischer Jesus, der seinen physischen Eltern abschwört und zu den Schwertern greifen wollte? Diese Informationen mussten vom Vatikan und seiner Kirche unbedingt verändert oder gar verschleiert werden.
Im Falle des vorliegenden Thomas Evangeliums, mit der wohl unbefangensten deutschen Übersetzung dieser Zeit, lerne man einen ganz anderen Jesus kennen, der von Kirchen und Päpsten rein gar nichts gehalten hätte:
-.-
Das Thomas Evangelium
(nach Thomas dem Zwilling)
1.
Und er sagte:
„Wer die Interpretation dieser Worte erkennt, der wird den Tod nicht schmecken.“
2.
Jesus sagte:
„Wer suchet, soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet, und wenn er findet, wird er verstört sein, und wenn er verstört ist, wird er staunen und wird über seine Ganzheit verfügen und herrschen können. Und nachdem er über die Ganzheit („the All“: das Ganze, die Ganzheit, Anm. d. Übers.) herrscht, wird er zur Ruhe kommen.“
3.
Jesus sagte:
„Wenn eure Führer euch sagen: Sehet, das Königreich liegt im Himmel, so werden die Vögel des Himmels vorausgehen. Wenn sie euch sagen: es ist im Meer, so werden die Fische vorausgehen. Doch das Königreich ist in eurem Inneren und es ist außerhalb von euch. Wenn ihr euch selbst erkennt, dann werdet ihr erkannt, und ihr werdet wissen, dass ihr die Kinder des lebendigen Vaters seid. Aber wenn ihr euch nicht erkennt, dann werdet ihr in der Armut sein und seid die Armut.“
4.
Jesus sagte:
„Der Mensch, alt an Tagen, wird nicht zögern ein kleines Kind von sieben Tagen nach dem Ort des Lebens zu fragen und er wird leben. Viele der Oberen werden die Letzten sein und sie werden alleine dastehen.“
5.
Jesus sagte:
„Erkenne das, was vor dir ist, und das, was vor dir verborgen ist, dies wird dir enthüllt werden. Denn es gibt nichts Verborgenes, was nicht offenbart werden wird. Und darum wird nichts verborgen sein, was sich nicht auch manifestieren kann.“
6.
Seine Jünger fragten ihn und sagten zu ihm:
„Willst du, dass wir fasten? Wie sollen wir beten? Sollen wir Almosen geben? Welche Speisenordnung (Diät) sollen wir einhalten?“ Jesus sagte: „Lügt nicht und tut nicht das, was ihr hasst, weil alles ist im Angesicht des Himmels enthüllt; denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird, und es gibt nichts Verhülltes, das bleiben wird, ohne enthüllt zu werden.“
7.
Jesus sagte:
„Gesegnet sei der Löwe, der dadurch zum Mensch wird, indem er vom Menschen verzehrt wird. Und verflucht sei der Mensch, der den Löwen isst und dieser so zum Menschen wird.“
8.
Und er sagte:
„Der Mensch gleicht einem weisen Fischer, der sein Netz ins Meer warf und er zog es aus dem Meer voller kleiner Fische. Unter ihnen fand er einen großen, schönen Fisch. Der weise Fischer wirft alle kleinen Fische ins Meer und wählt den großen Fisch ohne Anstrengung. Wer zwei gute Ohren hat, um zu hören, sollte besser zuhören!“
9.
Jesus sagte:
„Siehe, da ging ein Säher hinaus, nahm eine Handvoll Samen und warf sie aus. Ein Teil davon fiel auf den Weg; die Vögel kamen, um sie aufzusammeln. Andere fielen auf den Felsen und schlugen keine Wurzeln in der Erde und brachten auch keine Ähren hervor. Und andere fielen auf die Dornen, sie erstickten die Saat und Würmer fraßen sie. Und wieder andere fielen auf die gute Erde und ergaben eine gute Frucht. Sie brachte sechzig und hundertzwanzig des Maßes.“
10.
Jesus sagte:
„Ich habe ein Feuer über die Welt gegossen, und sehet, ich wache darüber, bis es lodert.“
11.
Jesus sagte:
„Dieser Himmel wird vergehen. Und derjenige, der darüber ist, wird vergehen. Die Toten sind nicht lebendig, und die Lebendigen werden nicht sterben. An dem Tage, an welchem ihr das Lebendige in euch aufnehmt, dann entscheidet ihr, was lebendig ist. Wenn ihr mal im Licht wohnt, was werdet ihr dann tun? An dem Tag, an dem ihr Eins geworden seid, werdet ihr zwei sein. Aber wenn ihr zwei geworden seid, was werdet ihr tun?“
12.
Die Jünger sagten zu Jesus:
„Wir wissen, dass du uns verlassen wirst. Wer wird dann unser Führer sein? Jesus sagte zu ihnen: Da, wo ihr hingegangen sein werdet, werdet ihr zu Jakobus dem Gerechten gehen, für den Himmel und Erde ins Sein getreten sind.“
13.
Jesus sagte zu seinen Jüngern:
„Vergleicht mich mit irgendwas und sagt mir, wem ich gleiche.“ Simon Petrus sagte zu ihm: „Du gleichst einem gerechten Botschafter.“ Matthäus sagte zu ihm: „Du gleichst einem weisen Philosophen.“ Thomas sagte zu ihm: „Meister, mein Mund ist nicht imstande zu sagen, wem du gleichst.“ Jesus sagte: „Ich bin nicht dein Lehrer, nur weil du dich an der sprudelnden Quelle berauscht hast, die ich hervorströmen ließ.“ Und er zog ihn zu sich und sagte ihm drei Sprichwörter. Als Thomas zu seinen Gefährten zurückgekehrt war, fragten sie ihn: „Was hat dir Jesus gesagt?“ Thomas sagte zu ihnen: „Wenn ich euch einen dieser Sprüche sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine aufnehmen und mich steinigen, und ein Feuer wird aus den Steinen hervorkommen und euch verbrennen.“
14.
Jesus sagte zu ihnen:
„Wenn ihr fastet, werdet ihr euch eine Sünde auferlegen. Wenn ihr betet, werdet ihr verdammt werden! Und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr eurem Geist nichts Gutes tun. Sobald ihr aufs Land geht und dort umherwandert, und wenn man euch einlässt, dann esst, was auch vorgesetzt und heilt jene unter ihnen, die krank sind. Denn das, was in euren Mund hinein geht, wird euch nicht schaden; aber das, was euren Mund verlässt, das ist es, was euch schadet.“
15.
Jesus sagte:
„Wenn ihr den seht, der nicht von einer Frau geboren wurde, werft euch mit dem Gesicht auf die Erde und betet ihn an, denn das ist euer Vater.“
16.
Jesus sagte:
„Vielleicht denken die Menschen, dass ich gekommen bin, um Frieden auf der Welt zu verbreiten. Sie wissen nicht, dass ich gekommen bin, Konflikte über die Erde zu bringen: Feuer, Schwert und Krieg. Denn es werden fünf sein, die in einem Haus sind: drei werden gegen zwei und zwei werden gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn, der Sohn gegen den Vater, und sie werden allein dastehen.“
17.
Jesus sagte:
„Ich werde euch geben, was kein Auge jemals gesehen und kein Ohr jemals gehört und was keine Hand jemals berührt hat und was niemals zum Geist (Bewusstsein, Anm. d. Übers.) des Menschen aufgestiegen ist.“
18.
Die Jünger sagten zu Jesus:
„Sage uns, wie wird es sein, wenn wir sterben?“ Jesus antwortete: „Wenn ihr den Anfang entdeckt habt, warum sucht ihr dann schon wieder das Ende? Denn da, wo der Anfang ist, wird auch das Ende sein. Beglückwünscht denjenigen, der sich zu Beginn an den Anfang halten wird, und wird er das Ende erkennen, so wird er den Tod nicht schmecken.“
19.
Jesus sagte:
„Beglückwünscht denjenigen, der wieder zu jenem geworden ist, der er war, bevor er wurde. Wenn ihr meine Jünger werdet und dann auf meine Worte hört, werden diese Steine dort euch dienen. Denn es existieren für euch im Paradies fünf Bäume, die sich niemals verändern, weder im Sommer noch im Winter, und deren Blätter niemals fallen. Derjenige, der diese Bäume kennt, wird den Tod nicht schmecken.“
20.
Die Jünger sagten zu Jesus:
„Sage uns, was mit dem Himmelreich zu vergleichen ist.“ Er sagte zu ihnen: „Es ist wie ein Senfkorn, dem kleinsten unter allen Samen, aber wenn es auf beackerten Boden fällt, kommt aus ihm ein großer Zweig hervor, der ein Schutz für die Vögel des ganzen Himmels wird.“
21.
Maria Magdalena befragte Jesus:
„Wie sind deine Jünger?“ Er sagte: „Sie sind wie kleine Kinder, die sich auf einem Feld niedergelassen haben, das ihnen nicht gehört. Wenn die Besitzer des Feldes kommen, werden sie sagen: ‚Gebt uns unser Feld zurück’. Sie werden ihre Kleider vor ihnen ablegen, nur damit es ihnen überlassen wird und ihnen ihr Feld geben. Darum sage ich: Wenn der Besitzer des Hauses weiß, dass der Dieb kommen wird, wird er wachen, bis er kommt. Er wird ihn nicht eindringen lassen, um seine Dinge mitzunehmen. Ihr aber, seid wachsam gegenüber der ganzen Welt. Bereitet euch mit größter Stärke vor, damit die Diebe keinen Weg zu euch finden können, denn der Ärger, den ihr erwartet, der wird auch kommen.
Wäre doch unter euch nur ein weiser Mann, der versteht!
Als die Ähre gereift war, kam er mit seiner Sichel in der Hand schnell herbeigeeilt und hat sie gemäht. Jeder, der zwei gute Ohren besitzt, sollte besser zuhören.“
22.
Jesus sah Babys, die gesäugt wurden. Er sagte zu seinen Jüngern:
„Diese Kleinen, die gesäugt werden, sind wie jene, die ins Königreich eingehen.“ Sie sagten zu ihm: „Wir sollen also als Kinder in das Königreich eingehen?“ Jesus sagte zu ihnen: „Wenn ihr aus den Zweien Einen macht und wenn ihr das Innere zum Äußeren macht und das Äußere wie das Innere, das Obere zum Unteren, das Männliche und das Weibliche (Anima und Animus, Anm. d. Übers.) vereint, sodass das Männliche nicht mehr männlich und das Weibliche nicht mehr weiblich ist, ihr euer beider Augen zu einem macht (s. 3. Auge, Anm. d. Übers.), eine Hand anstelle einer Hand und einen Fuß anstelle eines Fußes, ein Bild anstelle eines Bildes erkennt (das größere Bild anstelle eines Bildausschnittes, Anm. d. Übers.), dann werdet ihr in das Königreich eingehen.“
23.
Jesus sagte:
„Ich werde euch auserwählen, einen unter tausend und zwei unter zehntausend, und sie werden für sich alleine stehen.“
24.
Seine Jünger sagten:
„Zeige uns den Ort, wo du wirklich bist, denn es ist wichtig für uns, diesen Ort zu suchen.“ Er sagte zu ihnen: „Jeder der hier zwei gute Ohren besitzt, der möge hören: Es ist Licht im Inneren des Menschen und mit diesem Licht kann er die ganze Welt erhellen. Wenn es nicht scheint, ist er die Dunkelheit.“
25.
Jesus sagte:
„Liebe deine Freunde wie deine eigene Seele; wache über sie, schütze sie wie deine Augen.“
26.
Jesus sagte:
„Du erkennst den Splitter im Auge deines Freundes, aber den Balken in deinem eigenem Auge siehst du nicht. Wenn du den Balken aus deinem Auge gezogen hast, dann wirst du deutlich sehen, wie du Splitter aus deiner Freunde Augen ziehen kannst.“
27.
„Wenn ihr euch nicht der Welt entzieht, werdet ihr niemals das Königreich finden. Wenn ihr den Sabbat nicht feiert wie den Sabbat, werdet ihr den (wahren) Vater nicht sehen.“
28.
Jesus sagte:
„Ich habe meine Position in der Mitte der Welt eingenommen und erschien ihnen in Fleisch und Blut. Ich habe sie alle betrunken vorgefunden und niemand unter ihnen war länger durstig. Meine Seele war der Menschenkinder wegen betrübt, denn sie sind blind in ihrem Herzen und sie erkennen nicht, dass sie leer in die Welt gekommen sind und versuchen, die Welt auch wieder leer zu verlassen. Doch nun sind sie betrunken. Wenn sie ihren Wein abschütteln, so werden sie ihre Richtung ändern.“
29.
Jesus sagte:
„Wenn das Fleisch durch den Geist zur Existenz gelangt ist, so ist das ein Wunder, doch wenn der Geist mit Hilfe des Leibes völlig ins Sein getreten ist, so ist dies das Wunder aller Wunder. Ich bin erstaunt darüber, wie dieser große Reichtum in dieser Armut wohnen konnte.“
30.
Jesus sagte:
„Wo es drei Götter gibt, da sind die Götter. Und dort, wo zwei Eins (Ganzheit, Anm. d. Übers.) ist, da werde ich sein.“
31.
Jesus sagte:
„Kein Prophet wird in seinem heimatlichen Dorf aufgenommen und kein Arzt heilt jene, die ihn kennen.“
32.
Jesus sagte:
„Eine Stadt, die auf einem Berg gebaut und befestigt ist, kann man nicht erobern, aber sie kann auch nicht verborgen werden.“
33.
Jesus sagte:
„Predige nur das vom Dach eines Hauses, was du auch mit deinen Ohren gern vernehmen würdest. Denn niemand zündet eine Lampe an, um sie dann unter den Scheffel zu stellen, noch an einen anderen Ort, der versteckt sein mag, sondern man stelle sie auf einen Leuchter, damit jeder, der eintritt und hinausgeht, ihr Licht sehe.“
34.
Jesus sagte:
„Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen sie beide in eine Grube.“ (Blind ist wer das Eine Auge (3. Auge) nicht nutzt, Anm. d. Übers.)
35.
Jesus sagte:
„Man kann nicht in das Haus eines starken Menschen eindringen und es mit Gewalt einnehmen. Es sei denn, er bindet seine Hände selbst, erst dann kann er ausgeraubt werden.“
36.
Jesus sagte:
„Sorgt euch nicht vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen, was ihr essen oder für Kleidung tragen werdet. Ihr seid viel besser als die Lilien, die weder kratzen noch herumwirbeln. Wenn ihr keine Kleidung habt, was werdet ihr dann anziehen? Wer mag eurer Statur etwas beisteuern? Die Ganzheit wird euch eure Kleidung geben.“
37.
Seine Jünger sagten:
„An welchem Tag wirst du uns erscheinen und an welchem Tag werden wir dich sehen?“ Jesus sagte: „Wenn ihr eure Scham nackt gemacht habt ohne euch zu schämen und sobald ihr eure Kleider nehmen und unter eure Füße legt und sie, wie die kleinen Kinder, auf sie herumtrampelt, dann werdet ihr den Sohn des lebendig gewordenen Einen (Ganzheit, Anm. d. Übers.) sehen und ihr werdet euch nicht länger fürchten.“
38.
Jesus sagte:
„Oft habt ihr euch gewünscht, diese Worte zu hören, die ich euch jetzt sage, und ihr habt keinen Anderen, von dem ihr sie hören könntet. Tage werden kommen, da ihr suchen und mich nicht finden werdet.“
39.
Jesus sagte:
„Die Pharisäer und die Schriftgelehrten haben die Schlüssel zur Erkenntnis erhalten und haben sie versteckt. Sie sind weder eingetreten, noch haben sie anderen erlaubt einzutreten. Aber ihr seid klug wie die Schlangen und einfach wie die Tauben.“
40.
Jesus sagte:
„Ein Weinstock, der außerhalb des Vaters gepflanzt worden ist, ist nicht kräftig genug. Er wird an seiner Wurzel gefasst und herausgerissen werden.“
41.
Jesus sagte:
„Wer etwas in seiner Hand hält, dem wird gegeben werden, und jener, der nichts hat, dem wird man auch das Wenige nehmen, das er hat.“
42.
Jesus sagte:
„Seid Vorübergehende!“
43.
Seine Jünger sagten zu ihm:
„Wer bist du, dass du uns das sagen kannst?“ Jesus sagte zu ihnen: „Ihr könnt nicht allein aus dem verstehen wer ich bin, was ich euch sage. Ihr seid wie die Juden geworden, denn sie lieben den Baum und hassen seine Frucht oder sie lieben die Frucht und hassen den Baum.“
44.
Jesus sagte:
„Wer über den Vater lästert, dem wird man vergeben, und wer über den Sohn lästert, dem wird man verzeihen, doch dem, der über den Heiligen Geist lästert, dem wird man nicht verzeihen, weder auf der Erde noch im Himmel.“
45.
Jesus sagte:
„Trauben erntet man nicht von Dornensträuchern, noch pflückt man Feigen von Distelbüschen, denn sie tragen keine Frucht. Gute Menschen bringen Gutes aus ihren Herzen und ein böser Mensch bringt böse Dinge aus seinem Herzen hervor und sagen böse Dinge, denn nur aus dem Überfluss des Herzens bringt er böse Dinge hervor.“
46.
Jesus sagte:
„Von Adam bis hin zu Johannes dem Täufer ist unter den von Frauen geborenen Kindern keiner großartiger als Johannes der Täufer, denn seine Augen waren nicht abgewandt. Aber ich habe gesagt, derjenige, der unter euch zum Kinde wird, wird das Königreich erkennen und wird höher sein als Johannes.“
47.
Jesus sagte:
„Es ist nicht möglich, dass ein Mensch zwei Pferde besteigt, noch kann er zwei Bogen spannen. Und ein Sklave kann nicht zwei Herren dienen, ansonsten wird er den einen verehren und den anderen verhöhnen. Niemand trinkt alten Wein und wünscht sich zugleich, neuen zu trinken. Und man gießt nicht neuen Wein in alte Schläuche, damit sie nicht brechen; und man gießt nicht alten Wein in einen neuen Schlauch, damit diese ihn verderben. Man näht auch keinen alten Flicken auf ein neues Gewand, denn es würde ein Riss entstehen.“
48.
Jesus sagte:
„Wenn die Zwei in einem Hause (in Dir selbst, Anm. d. Übers.) miteinander Frieden schließen, werden sie dem Berge sagen: ‚Versetze dich!’ und er wird sich versetzen.“
49.
Jesus sagte:
„Lobt diejenigen, die allein und auserwählt (the One: ganz, Anm. d. Übers.) sind, denn diese werden das Königreich finden. Denn ihr seid aus diesem hervorgekommen und ihr werdet dorthin zurückkehren.“
50.
Jesus sagte:
„Wenn sie zu euch sagen: ‚Woher kommt ihr?’ dann sagt zu ihnen: „Wir kommen aus dem Licht, von dort, wo das Licht aus sich selbst heraus geboren ist. Es hat sich durch sich selbst erschaffen und ist in ihrem Bild erschienen. Wenn sie zu euch sagen: ‚’Seid Ihr es denn schon?’ dann sagt: „Wir sind dessen Kinder und wir sind die Auserwählten (die Ganz gewordenen, Anm. d. Übers.) des lebendigen Vaters.“ Wenn sie euch fragen: ‚Welches ist das Zeichen eures Vaters in euch?’ sagt zu ihnen: „Es ist Bewegung und Ruhe.“
51.
Seine Jünger sagten zu ihm:
„Wann wird die Ruhe der Toten eintreten und an welchem Tage wird die neue Welt kommen?“ Er sagte zu ihnen: „Diese Welt, die ihr erwartet, ist längst gekommen, aber ihr erkennt sie nicht.“
52.
Seine Jünger sagten zu ihm:
„Vierundzwanzig Propheten haben in Israel gesprochen und sie alle haben von dir gesprochen.“ Er sagte zu ihnen: „Ihr habt den einzig Lebenden vergessen, der gerade vor euch steht, und Ihr habt nur von Toten gesprochen.“
53.
Seine Jünger sagten zu ihm:
„Ist die Beschneidung nützlich oder nicht?“ Er sagte zu ihnen: „Wenn sie nützlich wäre, würde der Vater sie schon beschnitten von der Mutter gebären lassen. Doch die wahre Beschneidung im Geist hat vollen Nutzen.“
54.
Jesus sagte:
„Lobt die Armen, denn sie gehören (ebenfalls) zum Himmelreich.“
55.
Jesus sagte:
„Jener, der Vater und Mutter nicht hasst, kann auch nicht mein Jünger werden. Und wer nicht Brüder und Schwestern hasst und wer nicht das Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.“
(An dieser Stelle findet sich tatsächlich ein ägyptischer Ankh [altägypt. Kreuz] im Originaltext! Somit ergibt sich, dass hier nicht das christliche Kreuz gemeint war! In meinem Essay „Horus und Seth“ wird kurz erklärt, wie im Laufe der Geschichte die Kirche symbolische Inhalte aus dem alten Ägypten übernommen und einfach verändert haben – Anm. d. Übersetzers)
56.
Jesus sagte:
„Wer immer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam entdeckt, und wer auch immer einen Leichnam dieser Person entdeckt haben mag, dessen ist die Welt nicht mehr würdig.“
57.
Jesus sagte:
„Das Königreich des Vaters gleicht einem Menschen, der gut gesät hat. Sein Feind kam in der Nacht und säte Unkraut unter die gute Saat. Diese Person erlaubte daraufhin seinen Arbeitern nicht, das Unkraut auszureißen. Er sagte zu ihnen: „Nein, andernfalls reißt ihr den Weizen mit dem Unkraut heraus.“ Am Tag der Ernte wird das Unkraut sichtbar werden und wird es ausreißen und verbrennen können.“
58.
Jesus sagte:
„Lobt denjenigen, der gelitten hat und daraufhin das Leben fand.“
59.
Jesus sagte:
„Sucht nach der lebendigen Ganzheit, solange ihr lebt, damit ihr nicht sterben mögt und dann den lebendig gewordenen Auserwählten zu suchen habt, um ihn zu erkennen und ihn dann doch nicht erkennen könnt.“
60.
Er sah (gerade) einen Samariter, der ein Lamm trug und nach Judäa ging. Er sagte zu seinen Jüngern:
„Was will dieser mit dem Lamm?“ Sie sagten zu ihm: „Er wird es töten und essen.“ Er sagte zu ihnen: „Während es lebt, wird er es nicht essen, sondern erst, wenn er es tötet und es ein Leichnam sein wird.“ Sie sagten: „Anders kann er es nicht tun.“ Er sagte zu ihnen: „So ergeht es euch auch, ihr sucht einen Ort zur Ruhe, damit ihr nicht ein Leichnam und gegessen werdet.“
61.
Jesus sagte:
„Zwei werden ruhen auf einem Bett, einer wird sterben, der andere wird leben. Salome sagte: „Wer bist du, mein Herr? Du bist auf mein Bett gestiegen und hast an meiner Tafel gegessen, als wärst du von jemandem gesandt worden.“ Jesus sagte zu ihr: „Ich bin der Auserwählte, der aus dem Ganzen hervorkommt. Ich habe die Erlaubnis von meinem Vater erhalten.“ Salome sagte: „Ich bin deine Jüngerin.“ Jesus sagte zu ihr: „Aus diesem Grunde teile ich dir mit, wenn jemand ganz ist, wird er mit Licht erfüllt werden, doch wenn jemand geteilt ist, wird er voller Dunkelheit sein.“ (Jesus hatte also nicht nur männliche Jünger, Maria Magdalena und Salome waren u.a. auch dabei, Anm. d. Übers.)
62.
Jesus sagte:
„Ich enthülle meine Geheimnisse nur jenen, die meiner Mysterien wert sind. Daher lasse deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.“
63.
Jesus sagte:
„Es war einmal ein reicher Mann, der viel Geld durch einen großen Handel erhielt. Er sagte: ‚Ich werde mein Vermögen benutzen, um zu säen, zu ernten, zu pflanzen und meine Speicher mit Früchten füllen, auf dass es mir an nichts fehle.’ Dies waren seine letzten Gedanken in seinem Herzen, denn in dieser Nacht starb er. Jedermann hier, der gute Ohren besitzt, sollte gut zuhören.“
64.
Jesus sagte:
„Ein Mann empfing gerade seine Gäste. Als er das Mahl zubereitet hatte, sandte er seinen Diener aus, um die Gäste einzuladen. Der Diener ging zum ersten und sagte zu ihm: ‚Mein Herr lädt dich ein.’ Der sagte: ‚Ich habe Geld bei Kaufleuten. Sie werden heute Abend zu mir kommen. Ich werde ihnen Aufträge geben. Bitte entschuldige mich für das Mahl.’
Er ging zu einem anderen und sagte zu ihm: ‚Mein Herr hat dich eingeladen’. Dieser sagte zu ihm: ‚Ich habe ein Haus gekauft und man braucht mich für einen Tag. Ich werde keine Zeit haben.’
Er ging zu einem anderen und sagte zu diesem: ‚Mein Herr lädt dich ein.’ Dieser antwortete: ‚Mein Freund wird sich verheiraten und ich gestalte das Mahl. Ich werde nicht in der Lage sein zu kommen. Bitte entschuldige mich für das Mahl.’
Er ging zu einem anderen, er sagte zu ihm: ‚Mein Herr lädt dich ein.’ Er sagte zu ihm: ‚Ich habe einen Hof gekauft. Ich bin gerade dabei, die Miete einzuholen. Ich werde nicht in der Lage sein zu kommen. Bitte entschuldige mich.’
Der Diener kehrte zurück und teilte seinem Herrn mit: ‚Die, die du zum Mahl eingeladen hast, lassen sich entschuldigen.’ Der Herr sagte zu seinem Diener: ‚Geh hinaus auf die Straße und bring die mit, wen immer du gerade finden wirst und lade sie zum Essen ein.’ Die Verkäufer und Händler werden nicht den Ort meines Vaters betreten wollen.“
65.
Er sagte:
„Ein … Mann hatte einen Weinberg und vermietete ihn an Winzer, damit sie an ihm arbeiteten und er die Früchte von ihnen erhielte. Er schickte seinen Diener, damit die Winzer ihm die Frucht des Weinbergs geben. Diese ergriffen seinen Diener, schlugen ihn, und sie töteten ihn beinahe. Der Diener rannte davon und erzählte es seinem Herrn. Sein Herr sagte: ‚Vielleicht hat er dich nicht erkannt.’ Er schickte einen weiteren Diener. Die Winzer schlugen auch diesen. Dann schickte der Herr seinen Sohn. Er sagte. ‚Vielleicht werden sie vor meinem Sohn etwas Respekt bezeugen.’ Diese Winzer, als sie erfuhren, dass er der Erbe des Weinbergs wäre, packten ihn und töteten ihn. Jeder, der zwei Ohren hat, möge besser zuhören.“
66.
Jesus sagte:
„Zeigt mir den Stein, den die Bauleute nicht nehmen wollten: das ist der Schlussstein.“
67.
Jesus sagte:
„Wer alles erkennt, sich selbst jedoch verfehlt, der verfehlt alles.“
68.
Jesus sagte:
„Lob sei Euch gewiss, wenn man Euch hassen und verfolgen sollte; aber kein Ort gefunden wird, an dem man Euch verfolgen könnte.“
69.
Jesus sagte:
Lob an jene, die man in ihrem Herzen verfolgte: Es sind jene, die gekommen sind, um den Vater in Wahrheit zu erkennen. Und Lob an jene, die hungrig danach werden, der Bauch des Auserwählten (des Ganzgewordenen), sobald er es will, wird er gefüllt werden.“
70.
Jesus sagte:
„Wenn ihr das in euch fördert, was in euch ist, wird euch das, was ihr habt, retten. Wenn ihr es jedoch nicht in euch habt, wird das, was ihr nicht in euch habt, euch töten.“
71.
Jesus sagte:
„Ich werde dieses Haus zerstören und niemand wird in der Lage sein, es jemals wieder aufzubauen.“
72.
Ein Mann sagte zu ihm:
„Sage meinen Brüdern, dass sie die Besitztümer meines Vaters mit mir teilen sollen.“ Er sagte zu ihm: „Wer hat mich denn zu einem Teiler gemacht?“ Er wandte sich seinen Jüngern zu. Er sagte ihnen: „Bin ich denn ein Teiler? Bin ich?“
73.
Jesus sagte:
„Die Ernte ist zwar groß, aber die Arbeiter sind wenige, so bittet den Herrn, dass er Arbeiter für die Ernte schicke.“
74.
Er sagte:
„Gütiger, es stehen viele um den Brunnen herum, aber dort ist nichts in dem Brunnen.“
75.
Jesus sagte:
„Es gibt viele, die an der Tür stehen, aber jene, die allein gekommen sind, werden in das Brautgemach eintreten können.“
76.
Jesus sagte:
„Das Königreich des Vaters gleicht einem Kaufmann, der eine Ware erwarb und darin eine Perle fand. Dieser Kaufmann war weise, denn er verkaufte die Ware und kaufte die Perle für sich allein. So auch in eurem Falle, sucht auch ihr den unverfehlten Schatz dort, wo die Motte nicht hinkommt, um zu fressen, und dort, wo kein Wurm vertilgt.“
77.
Jesus sagte:
„Ich bin das Licht, das über allen Dingen steht. Ich bin Eins: aus mir ist alles hervorgegangen und zu mir gelangt. Spaltet das Holz, ich bin da. Hebt einen Stein auf, und ihr werdet mich dort finden.“
78.
Jesus sagte:
„Warum seid ihr aufs Land gezogen? Um ein Schilfrohr im Winde schwanken zu sehen? Und um einen Menschen zu sehen, der weiche Kleider trägt, wie eure Könige und Mächtigen? Diese tragen weiche Kleider und sie können die Wahrheit nicht verstehen.“
79.
Eine Frau aus der Menge sagte zu ihm:
„Glücklich der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die dich genährt haben.“ Er sagte zu ihr: „Glücklich sind die, die das Wort des Vaters gehört und dieses in Wahrheit bewahrt haben. Denn es werden Tage kommen, an denen ihr euch sagen werdet: ‚Glücklich der Leib, der nicht empfangen hat, und die Brüste, die nicht Milch gegeben haben.’
80.
Jesus sagte:
„Wer immer es geschafft hat, die Welt zu erkennen, hat den Leib gefunden, aber wer den Leib gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.“
81.
Jesus sagte:
„Lasset jene, die reiche Herrscher geworden sind, herrschen, und jene, die verzichten, sollen verzichten.“
82.
Jesus sagte:
„Wer mir nahe ist, der ist dem Feuer nahe und wer fern von mir ist, ist fern vom Königreich.“
83.
Jesus sagte:
„Die Bilder sind für die Menschen manifestiert, aber das Licht, das in ihnen ist, ist verborgen im Bild des Vaters Lichts. Er wird sich offenbaren, aber sein Bild ist durch sein Licht verborgen.“
84.
Jesus sagte:
„Wenn ihr eure Ebenbilder seht, werdet ihr euch denen wieder anschließen. Doch wenn ihr eure Ebenbilder seht, die vor euch existierten, die nicht mehr sterben und sich offenbaren können, wie viel werdet ihr dann ertragen?“
85.
Jesus sagte:
„Adam ist aus einer großen Kraft und aus einem großen Reichtum hervorgekommen, aber er war eurer nicht würdig. Denn wenn er würdig gewesen wäre, hätte er nicht den Tod geschmeckt.“
86.
Jesus sagte:
„Die Füchse haben Höhlen und die Vögel haben Nester, aber der Sohn des Menschen hat keinen Ort, wo er seinen Körper niederlegen und sich ausruhen kann.“
87.
Jesus sagte:
„Wie elendig ist der Leib, der von einem Leib abhängig ist und wie elend ist die Seele, die von diesen beiden abhängt.“
88.
Jesus sagte:
„Die Boten und Propheten werden zu euch kommen, und sie werden euch geben, was euch gehört. Und ihr werdet im Tausch das geben, was in euren Händen ist und sagt zu euch selbst: ‚Wann werden sie kommen und sich nehmen, was ihnen gehört?’“
89.
Jesus sagte:
„Warum wascht ihr das Äußere der Trinkschale? Versteht ihr nicht, dass der, der das Innere gemacht hat, der gleiche ist, der das Äußere gemacht hat?“
90.
Jesus sagte:
„Schließt euch mir an, denn mein Joch ist bequem und meine Herrschaft ist mild, und ihr werdet Ruhe in euch selbst finden.“
91.
Sie sagten zu ihm:
„Sage uns, wer du bist, damit wir an dich glauben können.“ Er sagte zu ihnen: „Ihr prüft das Gesicht des Himmels und der Erde, aber den, der vor euch ist, den habt ihr nicht erkannt, und ihr wisst nicht, wie man den gegenwärtigen Moment prüft.“
92.
Jesus sagte:
„Suchet und ihr werdet finden.“ In der Vergangenheit teilte ich euch nicht die Dinge mit, die ihr mich gefragt hattet. Jetzt gefällt es mir, es euch zu sagen, aber ihr fragt nicht mehr.“
93.
Jesus sagte:
„Gebt den Hunden nicht das, was heilig ist, damit sie es nicht auf den Misthaufen werfen. Werft keine Perlen vor die Säue, oder sie werden drauf machen.“
94.
Jesus:
„Wer sucht, der wird auch finden, und wer an das Innere anklopft, dem wird geöffnet werden.“
95.
Jesus:
„Wenn ihr Geld habt, verleiht es nicht mit Zinsen, sondern gebt es denen, von denen ihr es nicht wiederbekommen werdet.“
96.
Jesus:
„Des Vaters Königreich gleicht einer Frau. Sie nimmt etwas Sauerteig, versteckt es in Teig und macht daraus große Brote. Jeder, der zwei Ohren hier hat, möge besser zuhören.“
97.
Jesus:
„Das Königreich des Vaters gleicht einer Frau, die einen Krug voller Nahrung mit sich trägt. Während sie eine lange Straße entlang ging, brach der Henkel des Kruges etwas und das Mahl verteilte sich auf der Straße. Sie bekam es nicht mit und somit besaß sie kein Problem. Als sie zu Hause ankam, stellte sie den Krug ab und erkannte, dass er leer war.“
98.
Jesus sagte:
„Des Vaters Königreich gleicht einem Mann, der einen Mächtigen töten wollte. Er zog das Schwert in seinem Haus und durchstach die Mauer, um herauszufinden, ob seine Hand stark genug ist. Dann tötete er den Mächtigen.“
99.
Die Jünger sagten zu ihm:
„Deine Brüder und deine Mutter stehen draußen.“ Er sagte zu ihnen: „Diese hier, die den Willen meines Vaters tun, das sind meine Brüder und meine Mutter. Sie sind es, die in das Königreich meines Vaters eintreten werden.“
100.
Sie zeigten Jesus ein Goldstück und sagten zu ihm:
„Die Leute des Kaisers verlangen von uns Steuern. Er sagte zu ihnen: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist; gebt Gott, was Gottes ist. Und was mein ist, gebt mir.“
101.
„Wer seinen Vater und seine Mutter nicht hasst, so wie ich es auch tue, kann nicht mein Jünger werden und wer seinen Vater und seine Mutter wie ich liebt, wird nicht mein Jünger werden. Denn meine Mutter liebe ich nicht, sondern meine wahre Mutter, denn sie gab mir das Leben.“
102.
Jesus sagte:
„Verdammt die Pharisäer! Sie gleichen einem Hund, der im Rindertrog liegt: er frisst nicht, noch lässt er die Rinder fressen.“
103.
Jesus sagte:
„Lobet jene, die wissen, wo die Rebellen angreifen werden. Sie können kommen, eindringen und ihren königlichen Bestand mitnehmen, und seid gewappnet, bevor die Rebellen kommen.“
104.
Sie sagten zu ihm:
„Komm, lass uns heute beten und fasten.“ Jesus sagte: „Welche Sünde habe ich denn begangen oder habe ich etwas noch nicht vollendet? Doch wenn der Bräutigam die Brautkammer verlassen haben wird, dann lasst sie fasten und beten.“
105.
Jesus sagte:
„Wer den Vater und die Mutter erkennt, wird Sohn einer Hure genannt werden.“ (mit Bezug auf die unwahren Eltern eines Menschen, Anm. d. Übers.)
106.
Jesus sagte:
„Wenn ihr die beiden (Teile in einem selbst, Anm. d. Übers.) zu einem macht, werdet ihr Kinder Adams werden und wenn ihr sagt: Berg, versetze dich!’ und er wird sich versetzen.“
107.
Jesus sagte:
„Das Königreich gleicht einem Hirten, der hundert Schafe besaß. Eines, das das Größte war, verirrte sich. Er ließ die neunundneunzig allein und suchte das eine, bis er es gefunden hatte. Nachdem er so viel Mühe damit hatte, sagte er zu dem Schaf: ‚Ich liebe dich mehr als die neunundneunzig.’
108.
Jesus sagte:
„Wer immer von meinem Mund trinkt, wird werden wie ich; und ich werde zu ihm werden und die verborgenen Dinge werden sich ihm offenbaren.“
109.
Jesus sagte:
„Das Königreich gleicht einem Menschen, der in seinem Acker einen versteckten Schatz trug, aber von dem er nichts wusste. Nachdem er gestorben war, vererbte er es seinem Sohn. Dieser wusste davon nichts, nahm das Feld und verkaufte es. Und der, der es gekauft hatte, pflügte es und fand den Schatz. Er begann, Geld gegen Zinsen zu verleihen an die, die er wollte.“
110.
Jesus sagte:
„Wer die Welt gefunden hat und Wohlstand erhielt, der soll der Welt abschwören.“
111.
Jesus sagte:
„Die Himmel und die Erde werden sich in eurer Gegenwart aufrollen und derjenige, der von den Lebendigen lebt, wird weder Tod noch Furcht sehen.“
Sagte nicht Jesus: „Wer sich selbst findet, der beherrscht die Welt.“
112.
Jesus sagte:
„Verdammt das Fleisch, das von der Seele abhängig ist und verdammt die Seele, die vom Fleisch abhängig ist.“
113.
Seine Jünger sagten zu ihm:
„Wann wird das Königreich kommen?“ Jesus sagte: „Es wird nicht kommen, indem man darauf wartet. Man wird niemals sagen: ’Seht, hier ist es’ oder: ’Seht, dort ist es’ sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über der Erde und die Menschen sehen es nicht.“
114.
Simon Petrus sagte zu ihnen:
„Maria soll aus unserer Mitte fortgehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig.“
Jesus sagte: „Seht, ich werde sie führen, damit sie männlich werde und sie ein lebendiger Geist werden mag, vergleichbar mit euch Männern. Denn jede Frau, die sich männlich macht, wird in das Himmelreich gelangen.“ (siehe: „Wer es schafft, Mann und Frau in sich selbst zu vereinen…“, Anm. d. Übers.)
-.-
Trägt man im Vatikan weiche Gewänder?
In der Bibel finden wir einige Zitate, in denen Jesus nicht so liebevoll und pazifistisch erscheint, wie man ihn vielleicht in historischer Erinnerung haben mag. Das gibt vielleicht einen Hinweis auf die Verdrehungen und Zensuren der Bücher innerhalb der Bibel. So findet sich nicht nur im Thomas-Evangelium ein Hinweis auf Jesus Aufforderung zum Schwert zu greifen, sondern auch bei Matthäus 10/34:
„Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“
Sowie unter 10/38:
„Und wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert.“
Nun mag man sich fragen, was für ein Symbol ist das Kreuz und wofür steht es? Ist es nicht sogar einem Schwert sehr ähnlich? Ist der geschichtliche, gandhi-ähnliche Pazifist mit dem Namen Jesus doch ein Kämpfer gewesen, der sich zwar nicht zu sehr in politische Belange des damaligen Systems einmischte, sondern eher sich selbst und den Tod zum Kampf herausforderte?
Laut den Verkündungen der Kirche sollen wir in einem familienorientierten Gesellschaftssystem leben und z.B. Hilfsmittel wie Kondome und die Pille strikt ablehnen, doch unter (L79) im Thomas Evangelium finden wir einen Hinweis darauf, dass man auch eine Perspektive zum Leben einnehmen kann, in der es sogar besser ist, niemals ein Kind geboren oder gezeugt zu haben.
Ebenso der Hinweis von Jesus, dass wir unsere Eltern ablehnen sollen, steht im Widerspruch zu den zehn Geboten, in denen es heißt, wir sollen unseren Vater und Mutter ehren. Man erkennt, dass Jesus überhaupt nicht zu einem familienorientierten System aufgerufen hat, immerhin ist er in diesem Punkt keineswegs als Vorbild tätig gewesen und hat selbst niemals Kinder gezeugt oder ist vermutlich nie in den Stand der Ehe eingetreten, sondern verweist bezüglich der Eltern auf die so genannte „wahre“ Mutter und natürlich den wahren „Vater“; den er immer wieder betont.
Nun lässt die Kirche, so vorurteilslos sie sein soll, überhaupt nicht mit sich reden, trotz der Tatsache, dass es bisher weder einen Beweis für noch gegen die Echtheit der Papyrusrollen gibt und trotzdem im Vorfeld direkt davon ausgehen, es handele sich um eine Fälschung der so genannten Gnostiker, die Jesus als Widersacher betrachteten und ihn seinerzeit diffamieren wollten.
Sehr verständlich, denn Leitsatz 104 stellt Jesus z.B. in einer wirklich diffamierenden Situation dar, denn wer ist der Bräutigam und wieso lehnt Jesus den Vorschlag seiner Jünger, zu beten und zu fasten, hier ab? Jesus sagt, dass er nicht denkt, dass er eine Sünde begangen hätte. Immerhin galt die Frau zu seiner Zeit als unwürdig, einen Weg der Erkenntnis anzustreben. Dies gilt sogar heute noch in jüdischen Glaubenskreisen.
Doch in Anbetracht ihrer Reaktion ist es letzten Endes auch irrelevant, wie die Kirche dieses Evangelium betrachten möchte, denn Tatsache ist, dass sie eine sterbende Religion mit Gewalt am Leben erhalten möchte, die jedoch längst dem Untergang geweiht ist. Es ist wie die Weigerung eines Geliebten, der seine verlorene Liebe nicht loslassen will, um der Zukunft und neuen Wundern endlich ins Auge schauen zu können.
Eine Religion, die allzu gern für Machtspiele benutzt wird und wurde, verliert sich nun mal irgendwann einmal und wenn dies manchmal 2000 Jahre dauern mag…
Quellen:
– http://www.earlychristianwritings.com/thomas.html
– Thomas Evangelium aus dem Englischen von Stephen Patterson and Marvin Meyer
http://www.misericordia.edu/users/davies/thomas/Trans.htm (übersetzt von J. Dilas)
– „Verschlusssache Jesus“, Michael Baigent und Richard Leigh, Droemer-Knaur 1991
Ergänzende Links: Judas Phatre – http://www.diegutebotschaft.de