Er ist voller Sterne…
[Dream to Reality]
(Ein Traum wird zu einer Kurzgeschichte – von © Jonathan Dilas)
Die folgende Kurzgeschichte existierte zuerst als ein Traum. Die Länge des Traumes bot sich daher an, daraus eine Kurzgeschichte zu verfassen. So wird Dream to Reality, d.h. ein Traum wird zu einem Bestandteil der Alltagswelt…
Es war ein wunderschöner Nachmittag, an dem wir beschlossen hatten, zum Basar zu gehen. Ein gewisser Bepohmar sollte ihn organisiert haben. Er behauptete, das beste und seltenste Fleisch und Obst weit und breit zu besitzen, und das zu günstigen Preisen. Es war eine lange Reise gewesen, aber dieses Angebot hatte meinen Freund und mich sehr verführt.
„Es ist Antilopenfleisch!
Antilopenfleisch!“
Gebannt von einer langen Steinmauer, auf der viel Grün wuchs, lenkte mich dann nur noch das köstlichste Fleisch ab, das ich je gesehen hatte. Es war an vielen Haken befestigt worden. Wir konnten es einfach nur herunternehmen, kosten und uns bei Bedarf zum Kauf entscheiden. Es war teilweise nicht nur fertig zubereitet, sondern auch sehr preiswert. In meiner Gier entschied ich mich gleich schon für einen der ersten Haken, an dem ein großer Braten hing. Während ich mir schon ein Stück davon in den Mund schob, versuchte ich das Fleisch vom Haken zu bekommen. Plötzlich rief mein Freund, er habe etwas Unglaubliches entdeckt! Ich schaute zu ihm hinüber und sah, wie er selbst gerade etwas vom Haken herunternahm.
„Es ist Antilopenfleisch! Antilopenfleisch!“, rief er laut.
Jeder in unserem Heimatdorf wusste, dass es in ganz Ägypten kein Antilopenfleisch gab! Über solches Fleisch gab es höchstens einmal Gerüchte von Reisenden, die Mittel und Wege zum Reisen entdeckt hatten, die wie ein großes Geheimnis gehütet wurden.
„Das glaubt uns keiner!“, rief mein Freund weiterhin begeistert, „Komm her und probiere es!“
Wie hypnotisiert hängte ich meinen Braten wieder zurück an seinen Haken und eilte zu ihm. Ein Griff zu seiner Hand und dann in meinen Mund ließ mich erstaunen. Es war einfach köstlich! Begeistert nahmen wir so viel wir tragen konnten und deponierten es in der Nähe des Hauptplatzes, wo der eigentliche Basar stattfand. Immerhin wollten wir noch ein wenig über den Basar gehen und nach weiteren Dingen Ausschau halten.
„Ich weiß auch, dass eine solche Pyramide auf einem
besonderen Platz stehen muss, wo viel Energie ist.
Wenn das nicht so ist, dann kannst du die Energie
nicht vervielfachen.“
Plötzlich, als wäre sie die ganze Zeit unsichtbar gewesen, sahen wir ein Gebäude. Es war eine kleine Pyramide, vielleicht 15 Meter hoch.
„Siehst du auch, was ich sehe?“ fragte ich meinen Freund erstaunt.
„Ja, eine Pyramide. Ich glaube, sie gehört Bepohmar. Das ist der Mann, der diesen Basar organisiert hat.“
In der Regel ließen nur Hohepriester und Eingeweihte Pyramiden erbauen, weil nur sie wussten, wie sie gebaut und gestellt werden mussten. Es gab Gerüchte, die besagten, dass es nicht nur auf die Nord-Süd-Achse dabei ankäme, sondern auch auf eine bestimmte Position zu den Sternen. Ich fragte meinen Freund darüber aus, weil ich schon immer mal eine Pyramide von innen sehen wollte, bisher aber nie die Möglichkeit bekommen hatte.
„Ich weiß auch, dass eine solche Pyramide auf einem besonderen Platz stehen muss, wo schon viel Energie ist. Wenn das nicht so ist, dann kannst du die Energie nicht vervielfachen.“ sagte er stolz.
„Muss man sie denn so extrem vervielfachen?“ hakte ich nach.
„Nein, es sei denn, du hast was Großes damit vor…“
Was Großes, dachte ich, aha. Irgendwie befremdete mich der Gedanke, wozu man so viel Energie bräuchte und was man damit anfangen könnte?
„He, da vorn ist Bepohmar!“ rief mein Freund und konnte sich nicht beherrschen, mit dem Finger in seine Richtung zu deuten. „Sollen wir zu ihm gehen?“
Ich war mir nicht sicher. Zuerst einmal wollte ich ihn mir näher ansehen. Er war recht dick, trug einen schwarzen Vollbart und schwarzes, kurzes Haar, dazu trug er ein lilafarbenes Gewand mit goldenem Muster. Seine Augen waren groß und dunkel, aber er machte einen vergnügten Eindruck, handelte mit seinen Kunden und lachte sehr viel.
Mein Freund drängte mich in seine Richtung zu gehen. Während wir schon fast in seiner Nähe waren und er auch seinen Kopf ein wenig zu mir gedreht hatte, seine dunklen Augen mich anstarrten, stieß ich irgendwie mit einer Frau zusammen, die einen kleinen Tonkrug unter ihrem Arm trug. Sie geriet ins Stolpern und fiel gegen einen der Standtische. Der Krug zerbrach.
„Das war ein sehr wertvoller Krug, aber das ist
nicht so wichtig, viel schlimmer ist es, dass du
eine Frau des Isis-Ordens gestoßen hast,
sodass sie zu Boden fiel!“
Viele Menschen hatten sich nun im Halbkreis um mich und die Frau geschart. Sie hatte sich mittlerweile erhoben und stand mir nun gegenüber. Sie richtete gerade ihr ägyptisches Kleid und ihren schwarzen Pagenschnitt wieder zurecht.
Ich schaute sie flehend an, weil ich hoffte, dass sie mein tölpelhaftes Verhalten entschuldigte und nicht weiter auf den Zwischenfall einging. Ich wusste flüchtig von dem Brauch in dieser Region, dass man eine Frau des Isis-Ordens nicht ohne Erlaubnis berühren, geschweige denn umstoßen durfte.
Bepohmar kam herangeeilt und stellte sich neben diese Frau und sah mich mit einem bösen Blick an. Ich musste in diesem Moment irgendwie lachen, aber es war dennoch eine todernste Situation. Ich hasste mich in diesem Moment, denn jede falsche Reaktion hätte mein direktes Todesurteil sein können!
Im Hintergrund hörte ich meinen Freund aufgeregt sprechen, wie er mich verteidigte und sagte, dass ich nicht schuld war und es sich um einen Unfall gehandelt hatte.
„Das war ein sehr wertvoller Krug, aber das ist nicht so wichtig, viel schlimmer ist es, dass du eine Frau des Isis-Ordens gestoßen hast, so dass sie zu Boden fiel!“ sagte Bepohmar anklagend. „Du weißt, dass dies eine furchtbare Strafe erfordert und nicht ungesühnt bleiben darf!“
„Aber, aber ich konnte nichts dafür! Ich habe sie nicht gestoßen! Sie und ich haben einfach nicht aufgepasst!“ verteidigte ich mich.
Bepohmars Blick wurde noch finsterer und es hätte nicht viel gefehlt, wären Funken aus ihnen herausgeschossen und hätten mich an Ort und Stelle getötet. Irgendwas in mir fühlte sich nun bedroht und rief in meinem Kopf, dass ich verloren bin. Schweiß trat auf meine Stirn und lief an meiner Wange hinunter. Salz biss in meine Augen und die Hitze des Tages fiel mir nun um so deutlicher auf.
„Das ist keine Entschuldigung! Du bist mit ihr zusammengestoßen und sie kam zu Fall. Das ist alles. Du warst an diesem Ort und das Schicksal zieht dich mit zur Verantwortung. Von einem Zufall kann hier nicht die Rede sein! Also schweig, Fremder, sonst wirst du sofort getötet!“
Meine Beine zitterten. Ich wollte und durfte mir keine Schwäche ansehen lassen, aber irgendwie musste ich auch Reue zeigen, damit die Strafe nicht zu hoch ausfiel. Ich wollte nicht sterben! Alles, nur nicht sterben! Das Leben war doch so schön!
Nun wandte sich Bepohmar ehrwürdig der Frau des Isis-Ordens zu. Jeder in diesem Land wusste, dass der Isis-Orden ebenso hoch angesehen war wie der Osiris-Orden, in dem nur Männer ihren Platz fanden. Der Isis-Orden der Frauen wurde anfangs von den Männern lächelnd geduldet, aber ist mit der Zeit sehr groß und ansehnlich geworden. Die Frauen hatten Macht und es war gegenwärtig sogar schon strikt verboten, sie ohne Aufforderung anzusprechen, geschweige denn anzustoßen.
Das sollte mein Tod bedeuten. Ich fühlte, wie
eine unangenehme Hitze sich in meinem
Bauch breit machte und die Angst wollte
nur noch aus mir heraus.
„Ich werde dich vierteilen lassen, du Narr!“, rief Bepohmar und schaute mich nur kurz und verächtlich an, nachdem er sich ihr wieder gütig lächelnd und kriecherisch zuwandte.
Die Frau hob ihr Kinn und nickte leicht. In diesem Moment erkannte ich, es war um mich geschehen! Ihr Nicken sollte meinen Tod bedeuten. Ich fühlte, wie sich eine unangenehme Hitze in meinem Bauch breit machte und die Angst wollte nur noch aus mir heraus.
Die Menge wurde unruhig und fühlte anscheinend das gleiche Schicksal für mich aufkommen und sie raunten und wisperten.
Doch Bepohmar hob die Hand und gebot der Menge Einlass.
„Wollen wir vielleicht an diesem schönen und wundervollen Tag Milde walten lassen und uns eine andere Strafe ersinnen, aber nur, aber wirklich nur dann, wenn unsere ehrwürdige Besucherin vom Isis-Orden damit einverstanden ist.“
Dies war nun wirklich der Moment, an dem mein Leben an einem seidenen Faden hing, der Moment, der darüber entscheiden würde, ob ich ein Mann mit oder ohne Zukunft war.
Die Frau lächelte. Sie schien einverstanden.
„Hervorragend, hervorragend“, rief Bepohmar theatralisch und rief laut in die Menge, wie es denn mit der Pyramide sei?
Was konnte er damit meinen? Ich schaute hinüber zur Pyramide. Rechts hatte man nachträglich eine Holztreppe an die Pyramidenwand angebaut, so dass man problemlos zu einer schwer sichtbaren Tür auf ein Drittel der Höhe gelangen konnte. Ich sah auch schmale Schlitze, die in der Pyramide selbst eingehauen worden waren, sie sahen fast aus wie schmale Fenster oder Schießscharten für Bogenschützen. Ich war mir nicht sicher.
„Nun gut“, sprach Bepohmar weiter, „so wird er eine fürchterliche Strafe erhalten! Wir werden ihn in der Pyramide übernachten lassen…“
Was? Hallte es in meinem Kopf wieder! Ich erwarte hier fast das Todesurteil und nun erfüllte sich mein größter Wunsch, einer der größten, die ich schon seit meiner Kindheit besaß?
Ungläubig schaute ich in Bepohmars und dann ins Gesicht der wunderschönen, ägyptischen Frau.
„…für einen viertel Mond.“ (eine Woche) hörte ich ihn noch hinzufügen.
Das letzte, was ich von Bepohmar sah, war ein
böses Glitzern in seinen Augen. Für einen
Moment war mir, als fand er Genugtuung
in seinem Tun, als hatte er sich schon
lange darauf gefreut…
Ihr Blick wanderte nur kurz über meine Augen und dann schaute sie hinüber zu der Pyramide. Für einen Moment war mir so, als erkannte sie erst in diesem Moment, als sie ihre Aufmerksamkeit auf sie richtete, den Sinn dieser Pyramide. Sie nickte Bepohmar zu und schien mit der Strafe einverstanden.
Es war ein wundervolles Gefühl, wie die Angst mit einem Mal aus meinem Bauch wich, die unerträgliche Hitze in mir verschwand und ich im gleichen Augenblick wieder Besitzer einer leuchtenden Zukunft war…
Ich durfte es mir aber nicht allzu sehr anmerken lassen, dass es für mich keine Strafe, sondern vielmehr ein Geschenk war, diese Pyramide betreten zu dürfen. Immer noch mit nunmehr einem geheuchelten, betretenen Gefühl schaute ich zu Boden und nickte untergeben. Sollten sie mich doch schnellstens in die Pyramide führen… die Strafe war zwar für mich allein ein Geschenk, aber hier von all den Leuten umringt zu sein, war noch immer eine Schande und unerträglich zugleich.
„So führt ihn ab, damit er nie wieder eine Frau des Isis-Ordens ungefragt anfasse!“
Das letzte, was ich von Bepohmar sah, war ein böses Glitzern in seinen Augen. Für einen Moment war mir aus unerfindlichen Gründen so, als fand er Genugtuung in seinem Tun, als hatte er sich schon lange darauf gefreut… Aber wir kannten uns doch gar nicht…
Ich wollte das Rätsel über die Pyramiden,
das nur die eingeweihten Priester kannten,
erfassen und verstehen. Diese Rolle, so war
ich mir sicher, konnte mir diesen Wunsch
erfüllen, ja, würde mir diesen Wunsch hier
und jetzt erfüllen!
Zwei Männer ergriffen mich und führten mich nicht zur Treppe, sondern um die Pyramide herum zu einer anderen verborgenen Tür. Diese wurde geöffnet und ich hineingestoßen. In der Pyramide war es stockdunkel, ich konnte kaum die Hände vor meinen Augen sehen. Zuerst spielte ich mit dem Gedanken, mich ein wenig umzusehen, aber ich hatte von Mechanismen gehört, die Fallen auslösten und oftmals sehr tödlich gestellt waren. Also entschloss ich mich, einfach Platz zu nehmen und abzuwarten.
Ich war erschöpft, wirklich sehr erschöpft. Draußen hörte ich noch einige Rufe der Männer und Frauen, darunter meinte ich auch meinen Freund zu hören, der hoffentlich verstanden hatte, dass es nicht so schlimm für mich war, wie es vielleicht von den anderen angenommen wurde.
Ich lehnte mich an die kühle Wand der Pyramide und ordnete meine Gedanken. Mir fielen kurze Augenblicke später plötzlich völlig unkontrolliert die Augen kurz zu und als ich sie wieder öffnete, war ich gar nicht mehr in dem Raum von eben, sondern ich war in einem hellen Raum mit brennenden Fackeln an den Wänden, in dem ich sogar einzelne Gegenstände sehen konnte.
Ich erhob mich. Ich sah eine schwarze Statue mit einem goldenen Ankh in Höhe des Gesichtes, zwei ägyptische Katzen sowie eine sitzende Anubisstatue, ebenso alte, ägyptische Schriftrollen mit goldenen Bändern verziert, und Hieroglyphen an den Wänden.
Ich nahm eine der Rollen in die Hand, entfernte vorsichtig das goldene Band und rollte es auf. Ich verstand die Hieroglyphenschrift und erkannte was sie mir sagen wollten. Sie berichteten von Osiris und Isis, die von einem anderen Planeten gekommen waren und uns von ihrem Leben und ihren Taten berichteten. Sie zeigten, wie man die Pyramiden baute und was sie für Geheimnisse in sich bargen.
Meine Neugier wuchs mit einem Mal ins Unermessliche und ich wollte mehr Wissen. Wie bei der Gier auf das köstliche Antilopenfleisch wurde ich nun gierig nach mehr und mehr Wissen. Ich wollte das Rätsel über die Pyramiden, das nur die eingeweihten Priester kannten, erfassen und verstehen.
Diese Rolle, so war ich mir sicher, konnte mir diesen Wunsch erfüllen, ja, sie würde mir diesen Wunsch hier und jetzt erfüllen! Doch es sollte mir trotz der günstigen Stunde nicht vergönnt bleiben! Denn im gleichen Moment erfasste mich wieder einmal so ein plötzliches und abruptes Müdigkeitsgefühl, dass ich meine Augen nicht mehr aufhalten konnte. Ich sank zu Boden und die Müdigkeit siegte in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Alles um mich herum wurde schwarz…
Ich sprang zurück zum Lager und schaute nach
draußen. Welch wundervolle Aussicht auf den Platz.
Hier konnte ich nun eine Woche verbringen und
die ganze Zeit faulenzen. Wie schön!
Eine seltsame Starre hatte mich erfasst, ein Druck in meinem Kopf und Todesangst machte sich breit… doch dann war alles verschwunden und ich erwachte. Ich hatte meinen Tod nur geträumt. Der Tod hatte mich nicht ereilt, nein, aber ich war noch immer in dieser Pyramide.
Ich spürte, dass ich in einem Bett lag. Ich erhob mich und setzte mich auf die Kante. Es war ein Lager aus massiven Stein, mit aufgestapelten Teppichen, Decken und Kissen. Es war wirklich ein sehr gemütliches Lager.
Im Weiteren sah ich viele Tonkrüge, Becher, Lampen, Tücher, weitere Teppiche, Schriftstücke, Werkzeuge und vieles mehr. An den Wänden sah ich, dass ich wieder, oder immer noch, in der kleinen Pyramide war.
Staunend ging ich in dem kleinen Raum umher und schaute mir alles genau an. Wie konnte ein solcher Händler wie Bepohmar einen solchen schönen und traumhaften Raum besitzen? Für einen Moment machte sich in mir der Verdacht breit, all das, was ich meinem Freund auf dem Basar erlebt hatte, ein großartiger Trick gewesen war, nur um mich in diese Pyramide zu locken. Ein Spiel… Eine Falle…
Doch wie konnte es eine Falle sein, wenn doch damit ein Wunsch für mich in Erfüllung ging? Nicht nur hatte ich die Schriftrolle mit all den Antworten auf meine Fragen in den Händen gehalten, sondern befand mich nun in einem gemütlichen Raum, in dem ich es sicherlich eine Woche lang leicht aushalten würde.
Wer war dieser Bepohmar eigentlich? Ich zweifelte immer mehr daran, dass er nur ein Händler war. War er vielleicht ein Zauberer und die Frau des Isis-Ordens eine Helferin? Ich war verwirrt, aber schob diese Gedanken schnell wieder zur Seite, denn nun fielen mir schmale Schlitze im Gestein auf, die einen Blick nach draußen gewährten.
Ich sprang zurück zum Lager und schaute nach draußen. Was eine schöne Aussicht auf den Platz. Hier konnte ich nun eine Woche verbringen und die ganze Zeit faulenzen. Wie schön! Außerdem konnte ich mich nach Einbruch der Dunkelheit gewiss ein wenig auf die sagenumwobene Pyramidenenergie konzentrieren und schauen, ob dies vielleicht eine positive Wirkung auf meine Traumerlebnisse haben würde.
Ich schaute eine Weile zu, wie die Menschen auf dem Platz ihre Stände abbauten und nach Hause wollten. Nun erblickte ich auch meinen Freund in der Abenddämmerung auf dem Platz stehen. Mir fiel auf, wie er mit einigen Leuten sprach, die anfangs mit ihm der Menge gestanden hatten.
Ich wollte seinen Namen rufen, aber aus irgendwelchen Gründen brachte ich kein Wort über meine Lippen. Ein taubes Gefühl hatte sich in meinem Mund breit gemacht. Ich musste einfach etwas trinken und hoffte, dass nicht alle Krüge geleert waren.
Nun spürte ich ein seltsames Kribbeln in meinen Beinen. Zuerst in den Waden, aber dann dehnte es sich auf die Füße und Oberschenkel gleichzeitig aus. Es war, als seien meine Beine mit einem Mal eingeschlafen.
Ich wollte mich schnell erheben und ein wenig umherlaufen, um dieses unangenehme Gefühl loszuwerden, aber ich konnte meine Beine einfach nicht mehr bewegen. Das Kribbeln dehnte sich in kürzester Zeit nun auch auf das Becken und auf meinen ganzen Körper aus.
Jetzt erkannte ich mit Schrecken, dass diese Lähmung und das Kribbeln von der Kraft der Pyramide gefördert und ausgelöst wurde. Ich fühlte nun mit deutlicher Sicherheit, dass diese Pyramide genau auf die Absicht ausgerichtet war, den Körper der Sterne, der in jedem Menschen innewohnt, zu aktivieren und vom physischen Körper abzulösen.
Ich versuchte noch etwas zu sagen, noch ein letztes Wort meinem Freund zuzuwerfen, denn ich befürchtete, dass ich nun einen viertel Mond lang auf eine Reise durch körperlose Welten gehen würde. Vielleicht sogar für immer, denn wenn mich in einer Woche niemand aus der Pyramide heraustragen wird, dann würde ich für alle Zeiten in diesem Zustand gefangen bleiben. Man musste mich unbedingt zeitig hier herausholen, denn die Energie dieses Ortes wirkte immer und unaufhaltsam, denn allein aus diesem Grund war diese Pyramide gebaut worden.
Nun begann mein linker Fuß zu schmerzen. Der Schmerz wurde stärker und stärker und ich konnte diesen Schmerz nicht einordnen, wusste nicht, was ihn verursachte. Auch befürchtete ich, dass ich nie wieder zurück konnte und diese Schmerzen bleiben würden, also versuchte ich mit aller Kraft gegen diese Lähmung anzukommen und konnte plötzlich schreien. Mein Schrei jagte über den Platz und erreichte schnell das Ohr meines Freundes dort unten und er schaute erschrocken zu mir hinauf. Ich hörte, wie er etwas rief:
„Was ist mit ihm? Was hat er? Er ist doch allein da drin!“
Langsam kam mir nun zu Bewusstsein, wieso die anderen den Aufenthalt in der Pyramide als Strafe aufgefasst hatten. Ich bereitete mich nun auf eine lange Reise vor…
Jemand, der neben meinem Freund stand, meinte daraufhin:
„Mach dir keine Sorgen. Er ist schon lange in seinem Sternenkörper…“